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Armut in der Schweiz

Autor: Tobias Egli / am

Alles Wissenswerte im Überblick

Auch wenn Schweiz und Armut für aussenstehende wie ein klarer Gegensatz wirken mag, haben viele Schweizer mit schlechten Lebensverhältnissen zu kämpfen. Ihnen fehlt das Geld für die Miete, Geld für die Bildung und Erziehung und Geld für den Alltag. Aber wer genau gilt in der Schweiz als arm und wo liegen die Gründe für diese Erscheinung? In diesem Beitrag verdeutlichen wir, wie die Entwicklung der Armut aussieht und welche Massnahmen dagegen ergriffen werden.

So liegen die Armutsgrenzen in der Schweiz

Einzelpersonen mit einem Einkommen unter 2 259 Franken im Monat gelten als arm. In einer Familie bestehend aus 2 Erwachsenen und 2 Kindern unter 14 Jahren liegt der Betrag bei 3 990 Franken pro Monat. Insgesamt leben 8,2 % der Schweizer unter diesen Verhältnissen, wobei besonders die älteren Personen ab dem Alter von 65 Jahren betroffen sind. So zeigt sich, dass die Altersarmut in der Schweiz durchaus ein Problem darstellt, welches für viele Menschen zu einer wahren Existenzbedrohung wird. Doch auch der aktuelle Trend verdeutlicht, dass die Situation in den kommenden Jahren wohl noch schlimmer wird.

Stetiger Anstieg der Armut seit 2013

Ein Blick auf die Entwicklung der Armutsquote zeigt, dass zwischen 2007 und 2011 eine Reduzierung von etwa 9 % auf rund 7 % stattgefunden hat. Besonders wirkungsvoll war die Senkung jedoch von 2012 auf 2013, wobei erstmals die Marke der 6 % unterschritten wurde. Seit diesem Jahr sinkt die Quote allerdings nicht mehr, sondern befindet sich in einem stetigen Anstieg. So hat sich die Armut innerhalb von nur 5 Jahren um 25 % weiterentwickelt, wodurch nun etwa jeder zwölfte Schweizer von armen Verhältnissen betroffen ist.

Sollten keine konkreten Massnahmen gegen diesen Trend ergriffen werden, wird der Trend auch in den kommenden Jahren nicht abflachen. Einer der zentralen Gründe ist die wirtschaftliche Entwicklung, wodurch immer mehr gearbeitet wird, ohne dass eine wesentliche Steigerung der Löhne stattfindet. In Verbindung mit der Inflation wird der Verlust auf diese Weise nicht mehr richtig ausgeglichen, woraus sich viele neue Betroffene entwickeln. Dieser fehlende Ausgleich lockt besonders Familien und Rentner in die Armutsfalle, aus dem häufig kein Weg mehr hinausführt.

Die wirklichen Gründe rund um Armut in der Schweiz

Auf die Frage, warum Menschen in der Schweiz arm werden, gibt es verschiedene Antworten. Im Folgenden haben wir aus diesem Grund 4 wesentliche Bereiche analysiert und einen unmittelbaren Bezug zum Armutsprozess feststellen können. Doch was macht wirklich arm?

  • Arme Kindheit

Trotz der Vermeidungsstrategie bezüglich der zunehmenden Armutsspirale ist es für viele Kinder und Jugendlichen die Kindheit. Wer arm aufwächst, hat wenig Möglichkeiten, über seine Vorbilder hinauszuwachsen und den Anforderungen gerecht zu werden. Aus diesem Grund ist das effektivste Mittel gegen die aktuelle Armutsentwicklung, bereits in der frühkindlichen Förderung aktiv zu werden und den Kindern eine gelungene Bildung zu ermöglichen.

  • Mangelnde Bildung

Die Bildung ist an dieser Stelle ein sehr grosses Problem für armutsbetroffene Kinder. Besonders die Jahre während des Kindergartenbesuchs und der Grundschulzeit sind am relevantesten, wenn es um die frühkindliche Entwicklung geht. Wenn der Kontakt zu Gleichaltrigen durch die Verweigerung des Besuchs einer Krippe oder eines Kindergartens unterbunden wird, kann dies schnell weitreichende Folgen für die soziale Entwicklung des Kindes haben.

  • Soziale Isolation

Mit der Zeit kann auch die soziale Isolation zu einem grossen Armutsrisiko werden. Wer nicht am sozialen oder kulturellen Leben teilnimmt, gerät schnell in den Hintergrund und kann sich den Alltag praktisch nicht mehr leisten. Zu wenig Geld ist daher direkt mit der sozialen Armut verbunden, weshalb der gesellschaftlichen Ausgrenzung meist Tür und Tor geöffnet sind.

  • Frühzeitige Entlassung

Ebenfalls verheerend ist die Entlassung in einem Alter, welches kaum noch Möglichkeiten für die Suche eines neuen Berufs bietet. Wer beispielsweise im Alter von 50 oder 55 Jahren entlassen wird, hat in vielen Bereichen nur sehr geringe Chancen. Besonders der handwerkliche Bereich oder andere praktische Branchen sind von dieser Entwicklung betroffen, wodurch jährlich tausende Schweizer in die Armut geschickt werden.

Geringer Zusammenhang zwischen Lohn und Armutsrisiko

Dennoch liegt der Grundfehler nicht zwingend in der Lohnentwicklung. Das Problem liegt am System, welches gegen die stetige Entwicklung des Armutsrisikos bisher kaum Antworten findet. Die Politik der Umverteilung lässt in der Schweiz zu wünschen übrig, auch wenn bereits zahlreiche Massnahmen eingeleitet wurden. Ein tiefer Lohn bedeutet aus diesem Grund nicht zwingend, dass auch das Lebensverhältnis arm sein muss.

Durch Subventionen und andere Förderungen soll dafür gesorgt werden, dass sich arme Verhältnisse nicht zu einer Spirale entwickeln und jeder die Möglichkeit erhält, aus dieser Entwicklung herauszubrechen. Besonders die Förderung der Jugend stellt eines der zentralen Ziele dar, um die Bildung positiv voranzutreiben und allen Verantwortlichen eine gute Umsetzung zu ermöglichen.

Damit die getroffenen Massnahmen auch mit der aktuellen Arbeitsmarktpolitik vereinbar werden, müssen die Standortvorteile jedoch erhalten bleiben. In Verbindung mit neuen Erscheinungen wie der Digitalisierung und der Automatisierung wichtiger Arbeitsprozesse gelingt es ohne Schwierigkeiten, neue Arbeitsplätze zu schaffen und auch ohne zusätzliche Förderungen für Mindestlohn oder ähnliche Projekte an einer Verbesserung zu arbeiten.

Die Voraussetzungen für aktive Prämienvergünstigungen

Trotz dieser Erscheinungen gibt es durchaus Möglichkeiten, auch ohne ein hohes Einkommen am sozialen Alltag teilzuhaben. Wer in bescheidenen Verhältnissen lebt, hat beispielsweise den Anspruch auf Prämienvergünstigungen, wodurch die Steuerlast deutlich sinkt. Konkret gilt dieser Anspruch für Ehepaare bei einem steuerbaren Gesamteinkommen bis zu CHF 49'200 im Jahr bei einem maximalen Vermögen von CHF 300'000. Für Alleinerziehende liegt die jährliche Grenze bei CHF 41'600, die Vermögensgrenze hat sich nicht verschoben. Einzelpersonen haben den Anspruch hingegen nur bis zu einem Jahreseinkommen von CHF 36'300 und einem Vermögen von maximal CHF 150'000.

Fördermassnahmen bei der Wohnungssuche in der Schweiz

Auch bei der Wohnungssuche gibt es zahlreiche Möglichkeiten, um die eigenen Alltagskosten zu reduzieren. Am Beispiel Zürich zeigt sich, dass rund 25 % aller Wohnungen gemeinnützig sind, wodurch die Vermietung direkt durch die Stadt oder durch Baugenossenschaften erfolgt. Hierbei gibt es einige Kontrollelemente wie die Mietzinskontrolle, welche sich durch das Baurecht zur Abgabe von Land sowie zur Beteiligung am Genossenschaftskapital vom klassischen Baurecht unterscheidet.

In der gesamten Schweiz zeigt sich, dass immer mehr Wohnungen subventioniert sind, um einem konkreten Bestimmungszweck gerecht zu werden. Familien, Jugendliche, Behinderte oder Personen über 60 Jahren sind der wichtigste Teil dieser Zielgruppe und finden auf diese Weise preiswerte Mietobjekte. Im Sinne der Zweckerhaltung wird somit genau an die Menschen vermietet, die auf die Wohnfläche angewiesen sind. Entsprechend fester Vermögensgrenzen wird an dieser Stelle ermittelt, ob der Anspruch auf eine subventionierte Wohnung besteht und welche Kosten getragen werden.

Subventionen für den Kitabesuch - Positivbeispiel Zürich

Eine weitere Massnahme gegen die voranschreitende Armut ist die Erweiterung des Grenzbetrages für Subventionen. Dieser Betrag liegt aktuell bei einem Jahreseinkommen von CHF 120'000, zu denen zusätzliche Haushaltsabzüge hinzuaddiert werden können. Dies macht es für Eltern mit einem Bruttoeinkommen von bis zu CHF 180'000 möglich, den Platz in der Kita subventionieren zu lassen und somit nicht selbstständig für die Kosten aufkommen zu müssen.

Nachdem der Deckungsgrad 2011 noch bei 29 % lag, hat sich der Anteil der Selbstbeteiligung zunehmend verringert. So zahlen heute nur rund 20 % der Eltern den vollen Tarif, wenn sie ihre Kinder in den Hort oder in die Krippe schicken möchten. Dennoch gibt es vertiefende Vorschläge, um das System beispielsweise vollständig zu verändern und auf ein kostenfreies Modell für Kita und Hort zurückzugreifen. Der dafür notwendige Systemwechsel würde aber wohl noch sehr viel zusätzliche Zeit in Anspruch nehmen.

Frühkindliche Förderung als Bekämpfungsansatz der Armut

Die guten neuen Ansätze zeigen, wie der Weg aus der Armut heraus machbar werden soll. Die Förderung der frühkindlichen Entwicklung spielt an dieser Stelle eine wichtige Rolle, wobei die ersten Massnahmen bereits erfüllt wurden. Die Kinder sollen auf diese Weise an die gewöhnlichen Strukturen herangeführt werden, um ein soziales und ausgeglichenes Leben während der Kindheit führen zu können. Auch für den folgenden Schritt in die Schule ist dies der perfekte Ansatz, um bereits die ersten Aspekte der Bildung zu kennen und sich schneller in die Strukturen einzuleben.

Mit einer guten Förderung während der Kindheit lassen sich die grössten Risiken daher vorab beseitigen. Wer über einen hohen Bildungsgrad verfügt und auch mit anderen klugen Menschen in Verbindung steht, wird mit einer sehr geringen Wahrscheinlichkeit arm. Aus diesem Grund ist derzeit ein Modell für kostenlose Tagesschulen in Arbeit, um die Serviceleistungen rund um die Bildung zu erweitern und jedes Kind durch die Veränderung profitieren zu lassen. Auch für den Staat lohnt sich diese Investition auf lange Sicht. Die Kinder werden auf diese Weise später erfolgreicher, verfügen im Durchschnitt über höhere Einkommen und zahlen mehr Steuern.

Mit den richtigen Bemühungen zu besseren Verhältnissen

Auch die SVA setzt sich mit aller Kraft dafür ein, ausgeglichene Verhältnisse zu fördern und eine gewisse Lohngerechtigkeit zu schaffen. Sie selbst ist eine Versicherung für alle Menschen, die in der Schweiz arbeiten oder wohnen. Durch ihre Verantwortlichkeit für die Prämienvergünstigungen hat sie selbst aktiv Einfluss auf die Entwicklung der Armut und versucht, einem möglichst hohen Anteil weiterzuhelfen. So wird der Entwicklungsprozess von den zuständigen Experten bis ins letzte Detail überwacht, um die Ursachen und Probleme der Armutsentwicklung zu verstehen.

Die SVA passt sich an dieser Stelle immer den wirtschaftlichen Verhältnissen der Beteiligten an und ermöglicht eine positive Entwicklung. So gelingt es, die benötigten Leistungen auch für geringere Beiträge zu erhalten und mit den finanziellen Schwierigkeiten im Alltag nicht auf sich allein gestellt zu sein. Damit die soziale und gesellschaftliche Entwicklung nicht unter dem zunehmenden Armutsdruck leidet, werden daher zunehmend weitere Massnahmen zur Entlastung der armutsbedrohten Menschen geschaffen.

Raus aus der Armut? Bisher häufig schwer

Die zahlreichen Ansätze verdeutlichen die Not, die Spirale der Armut möglichst schnell hinter sich zu lassen. Dennoch zeigt sich noch immer, dass der geringe Lohn der Eltern an vielen Stellen zum Problem wird, wenn es um das sorgenfreie Leben während der Kindheit und in der Jugend geht. Die getroffenen Massnahmen sollen aus diesem Grund einerseits für eine Entlastung der Eltern und andererseits für eine Förderung der Kinder sorgen. So wird es möglich, eine gute Entwicklung im Kindesalter auch ohne tiefgreifende Investitionen zu ermöglichen und alle Chancen zu öffnen.

Nachhaltige Ansätze für die Reduzierung des Armutsanteils

Trotz der steigenden Armutsverhältnisse zeigt sich, dass die aktuellen Probleme auch in der Politik angekommen sind. Eine stumpfe Schaffung des Mindestlohns wäre an dieser Stelle nicht die geeignete Herangehensweise, da sie die Probleme der Armut nicht bekämpft. Besonders die Arbeitslosen sind auf diese Weise noch immer auf sich alleingestellt und kommen nur schwierig aus der Armutsfalle heraus. Die bisherigen Aktionen und Anpassungen sind ein guter Ansatz, der jedoch auch in Zukunft verschärft werden muss. Nur so kann es gelingen, die zunehmende Armut zu begrenzen und das Wohnen in der Schweiz besser zu gestalten.

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