Was verdient Roger Federer?
Der Tennisstar Roger Federer könnte Ende 2017 bei schon insgesamt über 675 Millionen Dollar an Antritts- und Preisgeldern sowie Sponsoring verdient haben. Das hat das Wirtschaftsmagazin Forbes ausgerechnet, wie der Tagesanzeiger berichtet. In seinem Lohnvergleich von Sportlern ermittelt Forbes alljährlich auch, was Sportler mit welchen Aktivitäten verdienen.
Wie sieht der Lohnvergleich bei Sportlern aus?
Roger Federer rangiert bei den Sportlern mit dem weltweit höchsten Bruttolohn meistens ziemlich weit vorn. Forbes wollte Ende 2017 eine Liste aufstellen, die lebenslängliche Einnahmen umfasst, denn die Einkünfte der Spitzenverdiener schwanken naturgemäß. Den Lohnvergleich immer nur für das laufende Jahr vorzunehmen kann daher zu irrigen Schlüssen führen. Die Liste führte Ende 2017 der ehemalige NBA-Star Michael Jordan mit 1,85 Milliarden Dollar an, gefolgt vom Golfprofi Tiger Woods mit 1,7 Milliarden Dollar. Roger Federer rangierte Ende 2017 auf Platz 15, bis zu diesem Zeitpunkt soll er 675 Millionen Dollar verdient haben. Nach ihm folgte der Fußballer Lionel Messi. Frauen sind unter den 25 sportlichen Top-Verdienern übrigens nicht vertreten. Wenn wir nun den Bruttolohn für einzelne Segmente herausgreifen, nimmt Roger Federer wiederum an anderer Stelle eine Spitzenposition im Lohnvergleich ein: Er gewann nämlich bis Ende der Saison 2017 insgesamt 111,9 Millionen Dollar Preisgeld und hält damit die historische und weltweite Spitze. Andere Sportler verdienen viel mehr durch Sponsoring. Auch Federer profitiert deutlich mehr vom Sponsoring als von seinem Preisgeld: Im zitierten Jahr 2017 etwa gewann er zwar stolze sechs Millionen Dollar Preisgeld, doch ein Vielfaches – 58 Millionen – verdiente er durch das Sponsoring von Firmen wie Rolex, Mercedes-Benz, Credit Suisse, Nike, Jura, Lindt oder Barilla.
Wie reich könnte Roger Federer wirklich sein?
Das VermögenMagazin zitiert Forbes mit Zahlen für das Jahr 2018 (entstanden im Frühjahr 2019). Inzwischen konnte der Tennis-Superstar wohl im Ranking aufsteigen, sein Bruttolohn soll 2018 bei 65 Millionen Euro gelegen haben. Das wäre Rang zwei unter den aktiven Sportlern. Ein Gegensatz zu dem oben erwähnten 15. Rang ist das nicht, denn diese Liste umfasst alle Sportler, deren Einkünfte jemals bekannt wurden. Die beiden Spitzenreiter Jordan und Woods hatten etwa zu diesem Zeitpunkt ihre Karrieren schon beendet (Tiger Woods schon 2010, obgleich er 2019 nochmals ein Comeback versucht). Wichtig zu wissen: Sponsorengelder sind für diese Art von Lohnvergleich essenziell. Eigentlich sind es unternehmerische Einnahmen, weshalb es in diesem Punkt nicht ganz exakt ist, von einem „Lohnvergleich“ zu sprechen. Sponsoring ist ein kniffliges Geschäft, es werden komplexe Verträge zwischen den Firmen, den Sportlern, ihren Vereinen und Beratern ausgehandelt. Das Finanzamt interessiert sich auch dafür, Weltfußballer Cristiano Ronaldo etwa hatte vor allem wegen seiner nicht hinreichend versteuerten Sponsorengelder großen Ärger mit dem Fiskus. Nahezu bei jedem besser verdienenden Sportler generieren die Sponsorenverträge die weitaus höheren Einkünfte - so auch bei Roger Federer, wie oben schon erwähnt.
Wie lässt sich das Vermögen von Roger Federer beziffern?
Nicht nur der Lohnvergleich, sondern auch das Vermögen der Stars ist höchst interessant. Vor allem durch die vielen Werbepartner, gegenwärtig Uniqlo, Barilla, immer noch Rolex und Mercedes, Lindt und weitere soll Federer aktuell jährlich 45 Millionen Dollar (ein Spitzenwert) einnehmen und aktuell über ein Vermögen von rund 375 Millionen Euro verfügen. Er wäre damit der weltweit reichste Tennisspieler, auf den Plätzen zwei und drei folgen Rafael Nadal und Novak Djokovic (je rund 150 Millionen Euro). Die beiden Newcomer sind noch jung, sie können Federer locker ein- und überholen.
Die Rolle der Sponsoren für das Einkommen von Roger Federer
Seine Sponsoren brachten dem Tennisspieler immer mehr ein als seine Preisgelder, so hoch diese auch ausgefallen sein mögen. Doch im Sport zählt strikt das Alter des Hauptakteurs, Sponsoren begrenzen daher die Laufzeit der Verträge. Im Jahr 2018 wechselte Federer seinen Ausrüster, er verließ Nike und lässt sich nun von Uniqlo ausstatten. Es war ein großer Schritt für den 1981 geborenen Profi, er war immerhin 24 Jahre lang das Tennis-Aushängeschild für Nike gewesen. Der Sponsorenvertrag war aber im März 2018 ausgelaufen, eine Verlängerung wünschten wohl beide Seiten nicht. Mit immerhin 37 Jahren schloss der Spieler, dessen Karriere auf ihren Zenit zusteuern dürfte, einen über zehn Jahre laufenden Deal mit dem japanischen Modelabel „Uniqlo“ ab. Wie viel Uniqlo genau zahlt, ist seither Gegenstand von Spekulationen. Erste Meldungen berichteten von 250 Millionen Euro über die gesamte Laufzeit, danach gibt es für beide Seiten eine Verlängerungsoption. Allerdings ist die Zahlen eher eine Schätzung: Das Magazin 20min.ch fragte schon kurz nach der Bekanntgabe der neuen Vereinbarung: Wie viel verdient Roger Federer wirklich an diesem Deal? Sind es vielleicht nur 120 Millionen Dollar pro Jahr? Experten streiten über die Summe, zu der sich offiziell niemand äußern muss – nicht Uniqlo und auch nicht Federer. Die Zahl von 120 Millionen Dollar brachte der US-Journalist Daniel Kaplan in Umlauf, der für das SportsBusiness Journal schreibt. Das sei laut Kaplan immer noch doppelt so viel, wie er zuvor von Nike erhalten habe. Nike habe ihm das Geld auch nur für seine aktive Spielzeit garantiert, Uniqlo hingegen unabhängig von seinen Aktivitäten fest für zehn Jahre. Der Sportbusiness-Spezialist Darren Rovell (ESPN) widersprach Kaplan auf Twitter. Er bezweifelte, dass Nike sein Angebot nicht nachgebessert hätte, wenn es nur um 60 Millionen Dollar pro Jahr gegangen wäre. Doch Kaplan könnte recht haben. Vielleicht war Nike froh, den alternden Sportler ziehen lassen zu können.
Der Preis für den Sponsorenvertrag
Den geäußerten Gedanken können wir ruhig noch etwas fortspinnen: Wieso sollte ein Sponsor – in diesem Fall Uniqlo – derart viel Geld für einen Sportler auf so lange Sicht in die Hand nehmen, wenn absehbar ist, dass Roger Federer in wenigen Jahren kaum noch Turniere gewinnen dürfte? Nun, Uniqlo hat einen sehr eigenen, bunten, japanischen Stil, der an Comics angelehnt ist und sich mit berühmten Sportlern wahrscheinlich nur schwer vermarkten lässt, weil diese sich genau überlegen müssen, wie sie als Stilikone ankommen. Auch für Federer werden solche Überlegungen nun relevant. Die von ihm im Training getragenen Uniqlo-Shirts machen nämlich plötzlich die Sesamstrasse wieder berühmt. Seine Uniqlo-Shirts sind mit den entsprechenden Figuren bedruckt, was beide Seiten (der Sportler und das Label) damit begründeten, dass man sich sehr kurzfristig zusammengetan habe und es halt noch keine passenden Shorts und Shirts für die Federer-Matches gebe. In Wimbledon wird ohnehin in komplett weißer Kleidung gespielt, aber im Training, das von Journalisten gut beobachtet und fotografiert wird, darf es bunt werden. Nike hatte für Roger Federer Trainings-Shirts mit Emojis produziert, nun trägt er diejenigen aus dem üblichen Uniqlo-Angebot. Das sind T-Shirts und Shorts mit Aufdrucken von Figuren der Sesamstraße, also Ernie, Elmo und Bert. Der Pop-Art-Künstler hat sie entworfen KAWS. Federer ist vierfacher Familienvater, eigentlich darf er etwas kindgerecht auftreten. Er ist aber auch achtfacher Wimbledon-Sieger, als solcher wirkt er in der Aufmachung gelinde gesagt etwas lächerlich. Nun wird aber jeder seiner Schritte in der Öffentlichkeit genauestens beobachtet. In den sozialen Medien sorgte sein neues Uniqlo-Outfit für Aufruhr. Gerade zu Roger Federer passt es einfach nicht. Immerhin hatte ihm das Lifestyle-Magazin GQ im Jahr 2016 den Titel „most stylish man“ verliehen.
Wie geht es weiter mit Roger Federer und Uniqlo?
Möglicherweise warten die beiden Partner, bis sich die Öffentlichkeit an den neuen Federer-Stil gewöhnt hat, und setzen ihn dann konsequent fort. Das dürfte ohnehin von Anfang an das Ziel gewesen sein. Die Strategie könnte sogar aufgehen, denn verschiedenen Berichten auch in Social Networks ist zu entnehmen, dass manche Federer-Fans schon nachfragen, wo es denn diese hübschen T-Shirts zu kaufen gibt, die ihr Idol neuerdings trägt. Wenn also Federer diesen neuen Stil vertreten kann und will (wozu ihn sein Sponsorenvertrag verpflichten könnte), sehen wir ihn in Zukunft sehr viel bunter und lustiger über den Platz laufen. Das liegt an der humorvollen Palette von Uniqlo. Die bunten T-Shirts sind auch mit Micky Maus, Snoopy und Sujets von Ando Hiroshige versehen. Dessen Bilder haben wiederum einen ganz eigenen Stil, der hier zu sehen ist.
Wie kann ein Sportler so viel Geld verdienen wie Roger Federer?
Der Basler Federer trainierte schon als dreijähriges Kind Tennis. Er wuchs in einer international orientierten Familie auf, spricht fließend mehrere Sprachen und hat sich als Sportler sehr kontinuierlich entwickelt. Während er als Jugendlicher noch nicht allzu stark auffiel (im Gegensatz etwa zu Andre Agassi, Steffi Graf und Martina Hingis), trainierte er sehr beharrlich unter guter Anleitung erfahrener Lehrer auf seine späteren Erfolge als erwachsener Tennisspieler hin. Diese fallen in den Bereich der Superlative, was auch die Einkommensstruktur Federers unterstreicht: Hinsichtlich seiner Preisgelder, die schließlich (anders als Sponsorengelder) für reines Können vergeben werden, erreichte er mehrfach Spitzenplätze unter den hervorragend verdienenden Sportlern. Das sollten wir gut bedenken. Ein Sponsorenvertrag schließt der Sponsor nicht nur wegen der sportlichen Leistungen ab. Es geht auch um das vermarktbare Image eines Sportlers. Dieses kann schließlich sehr groß sein, auch wenn er noch nicht überragend viel Preise gewonnen hat. Doch für ein Preisgeld muss der Sportler das Match gewinnen – nichts anderes zählt. Genau das kann Roger Federer. Hier seine rein sportlichen Erfolge:
- Er war am längsten Weltrangerster – insgesamt 310 Wochen, in Serie 237 Wochen.
- Er war der älteste Weltrangerste.
- Er hat die meisten Grand Slams im Einzel gewonnen.
- Er ist der einzige Grand Slam Gewinner, der den Titel dreimal innerhalb einer Saison gewann, und das auch noch mehrfach (2004, 2006, 2007).
- Er hat mindestens einmal alle vier Grand Slams gewonnen. Diesen Rekord teilt er mit nur sieben weiteren Spielern.
- Er ist Rekordsieger der Championships von Wimbledon.
- Die Australian Open gewann er sechsmal, die US Open fünfmal, die French Open einmal.
- Bei den ATP Finals ist er mit sechs Siegen Rekordhalter.
- Er ist Rekordsieger (23 Titel) der ATP-Tour-500-Serie.
- Er war fünfmal Weltsportler des Jahres, auch damit steht er an der Spitze aller Sportler, die je diese Auszeichnung gewannen.
Diese Erfolge schlagen sich am Ende auch finanziell nieder, das sollten wir alle daraus lernen. Die Entwicklung von Federer verlief gar nicht so geradeaus, wie diese Auflistung vermuten lässt. Zwischenzeitlich hatte er sogar mit dem Profifußball geliebäugelt. Doch schon mit 19 Jahren stieg er in die Weltrangliste der Top 100 auf, ab diesem Zeitpunkt stand die Tenniskarriere fest. Diese wiederum brachte ihm neben den Preis- auch die Sponsorengelder ein. Neben seiner Zielstrebigkeit ist Federer bescheiden, ernsthaft und realistisch, ein großer Familienmensch und ein insgesamt kluger Mann. So legt er sein Geld gezielt an, hat Immobilien erworben und sorgt nicht nur mit dem jüngsten Sponsorenvertrag, sondern auch auf andere Weise vor. All das sind Bausteine auch seines finanziellen Erfolges.