Lohnauswirkungen von Corona: Was Sie wissen müssen
Das Coronavirus hat nicht nur gesundheitlich seine Spuren in der Gesellschaft hinterlassen. Auch wirtschaftlich sind die Schäden verhältnismäßig groß, wodurch die Schulden und Einschränkungen weit über die Finanzkrise im Jahr 2008 hinausgehen. Die Folge sind zahlreiche Insolvenzen und viele Menschen, die Ihre Arbeit verlieren. Doch wie genau sind die Auswirkungen der Krise auf den Lohn und welche staatlichen Maßnahmen werden zur wirtschaftlichen Sicherung getroffen?
Wirtschaftliche Lähmung an zahlreichen Orten
Die Wirtschaft ist durch den Lockdown sowohl in Deutschland als auch in der Schweiz deutlich zurückgegangen. Auch wenn die exakten Auswirkungen derzeit noch nicht absehbar sind, zeigt sich bereits rückwirkend nach einigen Wochen ein deutlicher Rückstand. Experten rechnen mit einem der grössten Schäden der Nachkriegszeit, der sich durch Insolvenzen, Pleiten und Schulden bemerkbar macht. Auch Arbeitslosigkeit ist eine häufige Folge der Pandemie, die wohl auch noch in mehreren Jahren aufgrund der zahlreichen Massnahmen erkennbar sein wird.
Durch die Schwächung der Wirtschaft waren in dieser Hinsicht viele Unternehmen auf sich allein gestellt. Die Phasen bis zur Auszahlung der geplanten Hilfsmittel haben in zahlreichen Fällen zu viel Zeit in Anspruch genommen, wodurch es den Unternehmen an Liquidität gefehlt hat. Ohne die weiterführenden Staatsinterventionen hätte es jedoch noch deutlich mehr Branchen und Betriebe getroffen, weshalb durch die aktuellen Massnahmen zumindest mittelfristig neue Katastrophen in Hinblick auf die Wirtschaft abgewendet werden konnten.
Eine Frage der Branche
Doch nicht jede Branche wird durch Corona im gleichen Ausmass getroffen. Besonders schwer sind Restaurants, Hotels und Eventbetreiber betroffen, die über mehrere Monate praktisch auf sich allein gestellt waren. Besonders letztere können aufgrund der ausbleibenden Grossveranstaltungen nur in den wenigsten Fällen überleben, weshalb es nach aktuellem Stand nur wenig Potenzial für eine baldige Verbesserung dieser Situation gibt.
Auch für Restaurants sieht es ähnlich schlecht aus. Wirkliche Öffnungen werden zum aktuellen Zeitpunkt eher nicht in Aussicht gestellt und auch die Möglichkeit zur Auslieferung der eigenen Speisen ist meist auf Dauer nicht kostendeckend. In Deutschland war die einzige Massnahme zur wirksamen Unterstützung der Betroffenen, die Mehrwertsteuer in der Gastronomie für begrenzte Zeit von 19 % auf 7 % zu senken. Dass dies den geschlossenen Betrieben derzeit nur wenig weiterhelfen kann, ist allerdings jedem klar.
Viele Betriebe stehen vor dem Aus
Die fehlenden oder zu geringen Hilfen werden daher schnell zu einem Problem. Auch Programme wie das Kurzarbeitergeld oder die Soforthilfe für profitable Unternehmen sind nicht immer ausreichend, wobei der Betrag von 9.000 € für mehrere Monate eher wie eine nett gemeinte Geste wirkt. Von einer wirklichen Entlastung kann durch die Massnahmen zur Eindämmung der Arbeitslosigkeit leider keine Rede sein, wodurch sich die Situation zunehmend verschlimmert. Die einzige Option zur Minderung der Schäden wäre die Öffnung, doch gesundheitliche Fragen bleiben unbeantwortet.
Gleiches gilt natürlich auch in der Schweiz. Zwar hat der Staat aufgrund seiner geringeren Anzahl von Unternehmen mehr Entscheidungsspielraum, verfügt jedoch ebenfalls über begrenzte Mittel. Dies führt auch in der Schweiz dazu, dass viele Unternehmer auf die eigene Liquidität angewiesen sind oder auf weiterführende Massnahmen des Staates zurückgreifen müssen. Eine vollständige Zahlung von Lohn und Boni ist zumindest den wenigsten Unternehmen in der aktuellen Phase möglich.
Zunahme der Arbeitslosigkeit in allen Gebieten
In dieser Hinsicht zeigt sich in fast allen Staaten, dass die Arbeitslosigkeit unüblicherweise ansteigt. Das Frühjahr ist gewöhnlich die Zeit, in der die Quote der Arbeitslosen abnimmt und in der die Durchschnittslöhne steigen. Aufgrund der wirtschaftlichen Lähmung ist von einer derartigen Erscheinung jedoch keine Rede. Durch das Mittel der Kurzarbeit ist es in Deutschland und in der Schweiz zumindest möglich, ein paar Monate ohne zusätzliche Entlassungen zu überstehen. Umso länger die Belastung des Lockdowns weitergeht, desto unklarer wird die finanzielle Lage.
Doch im Verhältnis zu anderen Staaten trifft es Deutschland und die Schweiz noch moderat. Der direkte Nachbar Italien hat es beispielsweise gesundheitlich und wirtschaftlich mit deutlich schwereren Folgen zu tun und wurde phasenweise sogar als das Epizentrum der Pandemie bezeichnet. Gleiches gilt für die USA. Innerhalb weniger Wochen gab es dort mehr als 30 Millionen neue Arbeitslose, womit die Quote in den Staaten wieder auf mehr als 10 % steigt. Dies resultiert vor allem aus fehlenden Absicherungen und wenig Liquidität in den Unternehmen. Auch zusätzliche Mittel wie das Kurzarbeitergeld sind für die Amerikaner nur in sehr geringem Ausmass verfügbar.
So funktioniert die Kurzarbeit in Deutschland
Mit der Kurzarbeit in Deutschland wird es bei einem Auftragsausfall sowie einer Anzahl von mindestens 10 % der angestellten Mitarbeiter zu einer weiterführenden Lohnzahlung durch den Staat. Hierbei werden allerdings nur 60 % des bisherigen Lohns gezahlt, was jedoch eine Streichung der Stelle vermeidbar macht. Hierbei ist es durchaus möglich, dass die Arbeit auf 0 reduziert wird und dass auf diese Weise eine Zahlung für die Präsenz zuhause stattfindet.
In der aktuellen Pandemie lässt sich die Kurzarbeit rückwirkend ab dem 01. März beantragen. Dies gilt nicht nur für die festangestellten Mitarbeiter, sondern je nach Bedarf auch in der Leiharbeit. Gleichzeitig kommt es zu einer vollständigen Rückerstattung der anfallenden Sozialversicherungsbeträge, wodurch keine Zahlung für die ausgefallenen Arbeitsstunden nötig sind. Durch das Kurzarbeitergeld soll es den Mitarbeitern somit möglich sein, für mehrere Monate ohne das aktive Arbeiten im Unternehmen über die Runden zu kommen und die Existenz zu sichern.
Weiterführende Hilfen für Unternehmen und Selbstständige
Neben der Möglichkeit zur Anmeldung der Kurzarbeit gab es für die Unternehmen je nach Bedarf einen zusätzlichen Bonus durch den Staat. So wurden je nach Anzahl der Mitarbeiter bis zu 50.000 € für kleine und mittlere Unternehmen gezahlt, um die Grundkosten möglichst ohne Insolvenz zu überstehen. Um jedoch von derartigen Hilfsprogrammen zu profitieren, muss das Unternehmen bereits im vergangenen Jahr profitabel gewesen sein.
Dadurch soll vermieden werden, dass der Staat Unternehmen rettet, die anhand der eigenen Lage am Markt innerhalb weniger Wochen oder Monate selbstständig insolvent gegangen wären. Ergänzend zu den staatlichen Massnahmen bietet zudem jedes Bundesland noch einmal eigene Hilfspakete, um die Unternehmen zu entlasten. Auch wenn die Fördersummen durch die Hilfen der Bundesländer vergleichsweise etwas geringer ausfallen, bieten die Pakete dennoch eine zusätzliche Sicherheit und können unter Umständen für ein paar Wochen hilfreich sein.
Das Modell der Corona-Kurzarbeit in der Schweiz
Auch in der Schweiz gibt es das Modell des Kurzarbeitergeldes. Im Vergleich zum System in Deutschland liegt der Anteil der Bezahlung bei 80 %, wodurch eine einheitliche Entschädigung des ausbleibenden Lohns gegeben ist. Hierbei ist eine Zustimmung durch den Arbeitgeber nötig, der zudem für das Ausbleiben einer Kündigung sorgen muss. Das Kurzarbeitergeld lässt sich auf dieser Grundlage nur bei einem aktiven Arbeitsverhältnis in Anspruch nehmen.
Trotz Beanspruchung dieser Hilfen darf die Arbeit in dieser Phase nicht vollständig ausfallen. Aus diesem Grund sind die Angestellten in der Pflicht, mit genauen Arbeitsaufzeichnungen für eine transparente Erfassung zu sorgen. Dies dient dem Nachweis der geleisteten Arbeit, um die Einhaltung der Arbeitszeiten sowie den Fortschritt der durchgeführten Massnahmen im Blick zu behalten. Sowohl für die KAST im jeweiligen Kanton als auch für den Arbeitgeber sind diese Informationen relevant, um den Erfolg und die Notwendigkeit der Heimarbeit im Blick zu behalten.
Staatsgetragene Kredite als Hilfe für Unternehmen
Eine weitere Möglichkeit zur Unterstützung der Unternehmen und Angestellten besteht durch die Aufnahme sicherer Kredite. Diese sollen zwar zurückgezahlt werden, sind jedoch durch den Staat getragen, also vollständig ausfallsicher. Besonders für grosse Unternehmen, die den Verlust in den kommenden Quartalen durch eine Erweiterung der Produktion ausgleichen können, bietet sich ein entsprechender Kredit durchaus an.
Dadurch sollen einerseits die bereits bestehenden Arbeitsverhältnisse geschützt werden, andererseits ist auch eine Entlastung der staatlichen Strukturen auf diese Weise möglich. Dieser verursacht durch die Förderung zahlreicher Programme viele neue Schulden, wodurch die Staatsverschuldung trotz der vielen erfolgreichen Jahre rasant ansteigt. Noch gravierender sind die Auswirkungen auf die Länder, die bereits in den vergangenen Jahren Schwierigkeiten hatten. Diese können sich derartige Massnahmen kaum leisten und sind somit auf sich allein gestellt.
Keine unmittelbaren Auswirkungen auf den Lohn
Trotz der zahlreichen Massnahmen und Hilfen lassen sich zum aktuellen Leitpunkt keine Auswirkungen auf den Lohn erkennen. Der Mindestlohn steigt sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland weiter an. Dies liegt vor allem an den steigenden Lebenskosten, die auch in Zeiten von Covid19 nicht geringer ausfallen. Durch die Knappheit in einigen Bereichen ist sogar von einer weiteren Steigerung der Preise auszugehen, weshalb eine Schwächung rund um den Lohn der falsche Weg zum Ausgleich der entstandenen Belastungen wäre.
Dennoch zeigt sich an den vielen neuen Krediten, dass sich vor allem die Gutverdiener in der aktuellen Krise mehr verschulden. So ist in Deutschland die Summe der durchschnittlichen Kredite um rund 7 % gestiegen, was wiederum auf Corona und die damit verbundenen wirtschaftlichen Schwierigkeiten zurückzuführen ist. Ein Kredit soll in dieser Phase die nötige Sicherheit schaffen, um auf Grundlage des eigenen Gehalts anschliessend wieder für eine Rückzahlung sorgen zu können.
Das Problem der zunehmenden Staatsverschuldung
Die zahlreichen Massnahmen zur Rettung von einzelnen Unternehmen und ganzen Branchen hinterlassen an allen Standorten ihre Schrammen. Durch die Aufnahme neuer Schulden ist es erforderlich, dass zunehmend mehr Geld gedruckt wird. Wenn nicht gleichermassen eine Vernichtung dieser Summen stattfindet, kommt es zu einer deutlichen Erhöhung der Geldmenge. Mittelfristig führt dies zu einem Zuwachs der Inflation, wodurch die Preise deutlich steigen würden.
Um die Inflation sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland konstant gering zu halten, ist ein konsequenter Abbau der Schulden ein wichtiges Mittel. Nur so können sich die Staatsinterventionen auf Dauer lohnen, ohne dass es zu schnellen Entwicklungen im Bereich der Kosten kommt. Die Vermeidung der Arbeitslosigkeit steht in der aktuellen Phase daher an oberster Stelle, um die Rezession nach Ende der Krise möglichst schnell wieder zu verlassen. Damit dies gelingen kann, ist ein überstaatlicher Schuldenabbau das wichtigste Mittel.
Zunehmende Schwierigkeiten in den USA
Besonders schwer getroffen wurde allerdings die USA. Rund um New York haben sich praktisch alle Regionen zu einer Hochburg entwickelt. Dies führte phasenweise zu einer starken Beanspruchung der Krankenhäuser sowie der ärztlichen Kapazitäten. Doch neben der gesundheitlich schwierigen Lage gibt es auch wirtschaftlich keine einfachen Lösungen gegen das Virus. Der Präsident der Vereinigten Staaten stellte mehrere hundert Millionen Dollar bereit, um allen Bürgern einen persönlichen Scheck über 1.200 Dollar auszustellen. Dennoch droht derzeit die grösste Rezession in den USA, die es seit vielen Jahrzehnten gegeben hat, was auch ein Scheck wohl nicht vermeiden wird.
Besserung für Wirtschaft und Gesundheit
Ein Blick auf Europa und die Schweiz macht jedoch Hoffnung. Mittlerweile dürfen die ersten Geschäfte unter Auflagen wieder öffnen und das Leben wird Schritt für Schritt hochgefahren. Auch wenn wir von Normalität noch ein grosses Stück entfernt sind, zeigen sich die positiven Auswirkungen der bisherigen Massnahmen. Durch die Wiedereröffnung haben die Unternehmen und Geschäfte nun die Gelegenheit, die verlorenen Umsätze der vergangenen Monate wieder zu erwirtschaften und tragen somit ihren Teil zu einer steigenden Wirtschaft bei.
Dennoch sollen die aktuellen Entwicklungen laut Robert Koch Institut und anderen Beratern nicht zu locker genommen werden. Bei einem unkontrollierten Vorgehen kann es schnell dazu kommen, dass die Infektionsrate wieder steigt und dass es zu einem Rückfall kommt. Eine zweite Welle an Infektionen wäre für die deutsche Wirtschaft sowie für die Ökonomie der Schweiz nicht tragbar. Aus diesem Grund wird mit der Pflicht zum Tragen eines Mund-Nasen-Schutzes oder einer Maske bereits an vielen Stellen dafür gesorgt, dass mehr Vorsicht zur Geltung kommt.
Zusammenhalt in Zeiten von Corona
An den vielen Massnahmen und den damit verbundenen Erfolgen zeigt sich, dass der Kampf gegen das Virus bisher erfolgreich erscheint. In Verbindung mit zahlreichen Staatsinterventionen hoffen die Unternehmen sowie die Entscheidungsträger in der Politik nun, die richtigen Hebel gezogen zu haben, um einen dauerhaften Abschwung zu vermeiden. Rund um Covid19 sollte es durch die bisherigen Entscheidungen daher vermieden werden, dass die Arbeitslosigkeit weiter ansteigt oder dass es zu gravierenden Auswirkungen auf den Lohn kommt. Wie sich die Wirtschaft nach Ende des Lockdowns dann weiterentwickeln wird, bleibt jedoch abzuwarten. Wichtig ist, dass trotz der Lockerungen die Vorsicht bleibt, um Wirtschaft und Gesundheit nicht zu gefährden.