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Löhne auf dem Lande

Autor: Sarah Sommer / am

Wenn ich sowieso im Homeoffice arbeite – warum dann noch teure Stadtmieten zahlen? Vor allem junge Familien zieht es jetzt aufs Land. Mancher Arbeitgeber könnte da bald seine Gehaltsstrukturen hinterfragen.

Arbeiten, wo andere Urlaub machen: Das muss kein Traum bleiben. Viele Hotels werben gerade mit „Remote-Office“-, „Workation“- oder „Bed´n`Bureau“-Angeboten um Besucher, die nach Monaten im langweiligen Homeoffice endlich mal woanders am Schreibtisch sitzen wollen. Schliesslich können viele Büroarbeiter längst überall dort arbeiten, wo sich ein Laptop aufschlagen und mit dem Internet verbinden lässt. Selbst die entlegene Maiensäss oder das Waldhotel in den Bergen wird dank WLAN-Anschluss plötzlich zum Arbeitsplatz mit Aussicht.


Stadtflucht

Der durch die Lockdown-Monate ausgelöste Fluchtinstinkt löst aber noch deutlich weitreichendere Trends aus als den zum Arbeitsurlaub in freier Natur. Immer mehr Schweizer zieht es ganz generell aus den Städten hinaus – vor allem junge Familien haben jetzt genug von engen und teuren Stadtwohnungen. Viele Menschen sehnen sich nach mehr Platz, mehr Bewegungsfreiheit, Sicherheit und Natur - also nach dem Haus mit Garten oder am Wald statt der schicken Stadtwohnung mit Balkon. Kein ganz unerwarteter Effekt: Kulturgeograf und Alpenforscher Werner Bätzing hat die komplexe Beziehung zwischen Stadt und Land bereits in seinem Buch „Landleben“ aufgeschrieben. Über Jahrzehnte und sogar Jahrhunderte zeigen sich demnach typische Wellenbewegungen. Mal überwiegt die Anziehungskraft der Städte, dann folgt wieder eine Phase der Stadtflucht. „Krisen wie Kriege oder die Pest fördern das Bild der ländlichen Idylle. Aber häufig nimmt diese Anziehungskraft mit dem Ende einer Krise auch schnell wieder ab“, schreibt Bätzing. Allerdings hatten hohe Mieten und knapper Wohnraum schon vor der Coronakrise dafür gesorgt, dass sich immer weniger Menschen das Wohnen in der Stadt leisten können und wollen. Jetzt, wo immer mehr Unternehmen ihren Arbeitnehmern anbieten, als Teil der „virtual workforce“ ganz oder jedenfalls an mehreren Tagen pro Woche remote zu arbeiten, scheint der Umzug aufs Land noch naheliegender: Schliesslich geht es dank Homeoffice nun auch ohne tägliche stundenlange Pendelei gen Innenstadt. Für ländliche Regionen, die bislang eher unter dem Wegzug junger Leute gelitten haben, könnte der Trend eine Zukunftsperspektive bieten. Das Netzwerk villageoffice.ch unterstützt den Trend, indem es Coworking-Spaces auch in kleinen Dörfern einrichtet – so finden die Digitalarbeiter aus der Stadt schnell Anschluss und laufen nicht Gefahr, in den vier Wänden ihres dörflichen Homeoffice zu vereinsamen. Die Vision der Dorfoffice-Pioniere: Bis zum Jahr 2030 erreicht jede Person in der Schweiz den nächsten Coworking Space innerhalb von 15 Minuten.

Eine mögliche Langzeitfolge des Umzugs aufs Land haben diejenigen, die sich ins Heer der virtuellen Mitarbeiter einreihen wollen, allerdings oft nicht auf dem Schirm. In den USA zeigt sich bereits, dass Unternehmen, die auf Remote-Arbeit umstellen, auch ihre Gehaltsstrukturen entsprechend anpassen. Wer sich also etwa entschliesst, aus dem teuren Silicon Valley in eine Region mit niedrigeren Mieten zu ziehen, bekommt dann auch entsprechend weniger Gehalt. Der „Valley“-Aufschlag, den Arbeitgeber vor Ort zahlen, fällt nach dem Umzug weg. Nicht alle Unternehmen gehen so vor, aber in vielen Fällen scheint sich die Strategie, die Höhe des Lohns am Lohngefüge am Wohnort statt am Firmenort festzumachen, durchzusetzen. Wer also die Finanzierung des Häuschens in den Bergen mit dem auf Züricher Löhne angepassten Gehalt plant, sollte besser einmal kurz innehalten – und beim eigenen Arbeitgeber nachfragen, ob ähnliche Schritte geplant sind. Mit Hilfe von Lohnrechnern wie Lohncheck.ch lässt sich überprüfen, was der Umzug für das eigene Gehalt bedeuten könnte, wenn der Arbeitgeber entsprechende Anpassungen an die Lebenshaltungskosten des neuen Wohnortes und das dortige Lohnniveau vornimmt.

Ein weiteres Risiko: Wenn sich der Arbeitgeber nach der Pandemie dann doch entschliesst, wieder an mehreren Tagen der Woche Präsenz zu verlangen, bleibt oft doch nur das lästige und teure Pendeln mit dem Auto oder in überfüllten Trams und Zügen. Oder aber die Bewerbung bei einem derjenigen Unternehmen, für die Remote-Arbeit keine lästige Notlösung in der Krise war – sondern das die Vorteile einer flexiblen, ortsunabhängig arbeitenden Belegschaft erkannt haben. „Wer den Remote-Work-Gedanken wirklich ernst nimmt, dem sollte es eigentlich egal sein, von wo die Angestellten arbeiten“, sagt Lohncheck.ch-Gründer Tobias Egli. Schliesslich gibt es auch immer mehr digitale Nomaden, die durch die Welt ziehen und alle paar Wochen oder Monate von einem anderen Ort aus arbeiten. Wenn die Reisebeschränkungen wegen der Pandemie wieder aufgehoben werden, wird der Freiheitsdrang wohl viele gut ausgebildete Fachkräfte zu solchen maximal mobilen Arbeitsmodellen treiben. „Da kann man ja dann auch nicht jedes Mal das Gehalt an das Lohnniveau in Thailand oder Australien anpassen.“ Denkbar ist aber, dass Unternehmen in Zukunft einen globalen Basislohn anbieten – und diesen je nach Wohnort mit entsprechenden Zuschlägen aufstocken oder aber Zuschüsse für die Anmietung eines Coworking-Spaces zahlen. „Das wird sicher spannend, zu beobachten, welche Lösungen Unternehmen in den kommenden Jahren für das Lohngefüge von Remote-Teams entwickeln.“ In jedem Fall lohne es sich für Unternehmen, den Blick für regionale Lohnunterschiede und faire Ausgleichs-Mechanismen in der Lohnstrategie zu schärfen, sagt Egli: „Im Wettbewerb um wertvolle Fachkräfte wird eine attraktive und zeitgemässe Lohnstrategie zu einem echten Wettbewerbsvorteil.“

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