Neuer Job, mehr Geld
Jeder vierte Schweizer ist unzufrieden mit seinem Gehalt – und würde für mehr Geld den Job wechseln. Aber wie viel Lohn macht eigentlich wirklich zufrieden?
Neuer Job, neues Glück: Viele Schweizerinnen und Schweizer träumen von einem beruflichen Neuanfang. Jeder vierte ist ernsthaft unzufrieden im aktuellen Job. Und jeder zweite würde gerne den Arbeitgeber wechseln, wenn sich eine günstige Gelegenheit ergibt. Was aber ist eine günstige Gelegenheit? Für die meisten Arbeitnehmer gehört dazu vor allem: Ein Job mit mehr Geld. Rund zwei Drittel bezeichnen „mehr Lohn“ als wichtiges Entscheidungskriterium für einen Jobwechsel. Sie würden erst dann kündigen, wenn ein neuer Job eine Lohnerhöhung von mehr als 10 Prozent abwirft. Für rund ein Viertel der Wechselwilligen müssten es sogar 21 bis 30 Prozent Lohnplus sein, zeigt eine aktuelle Studie des Stellenportals Indeed. Weitere 17 Prozent der Arbeitnehmer würden sogar erst bei einer Gehaltserhöhung von 31 Prozent und mehr einen Wechsel erwägen.
Ein besonders interessanter Befund: 92 Prozent der Befragten geben in der Umfrage an, dass ihnen ein „fairer“ Lohn besonders wichtig ist. Gemeint ist damit: Fair im Vergleich zur restlichen Belegschaft. „Eine uneinheitliche Gehaltsstruktur kann somit zu reichlich Unmut unter den Mitarbeitenden führen“, folgert man bei dem Jobportal.
Wieder einmal zeigt sich somit: Lohntransparenz und Lohngleichheit, also: gleicher Lohn für gleiche oder gleichwertige Arbeit, werden für Arbeitgeber zu entscheidenden Wettbewerbsvorteilen im Kampf um Fachkräfte. Das Bundesamt für Statistik meldet, dass die Anzahl offener Stellen in der Schweiz steigt. Insgesamt wurden im zweiten Quartal 2021 24'300 offene Stellen mehr gezählt als im Vorjahr. Das ist ein Plus von 39.7 Prozent. Die Anzahl offener Stellen stieg sowohl im sekundären Sektor als auch im Dienstleistungssektor. Und Schweizer Gewerkschaften fordern bereits eine sektorübergreifende Lohnerhöhung im Jahr 2022 für all jene, die dazu beigetragen haben, die Pandemie zu überstehen und die wirtschaftliche Erholung voranzutreiben.
Die grosse Herausforderung für Unternehmen: Der Druck, mit höheren Löhnen um Fachkräfte zu werben, ist sehr hoch – zugleich darf dabei nicht das Lohngefüge im Unternehmen so durcheinander gebracht werden, dass die Mitarbeitenden es als unfair wahrnehmen. Unternehmen brauchen in dieser Lage vor allem eines: Eine nachvollziehbare, leicht zu erklärende und attraktive Entlohnungsstrategie. Zugleich stellen sich mit Blick auf eben diese Lohnstrategie auch ganz neue Fragen: Wie soll die Entlohnung etwa an den Arbeitsort angepasst werden? US-Konzerne wie Google, Facebook und Twitter haben bereits damit begonnen, ihre Gehaltsstruktur an die neue, hybride Arbeitswelt anzupassen: Bei der Festlegung der Gehälter von hauptsächlich im Homeoffice tätigen Mitarbeitern spielt nicht mehr der Standort der Unternehmenszentrale und das dortige Lohnniveau die wichtigste Rolle, sondern die regionalen Lebenshaltungskosten und Lohnstrukturen am Wohnort der Beschäftigten.
Lohnverhandlungen dürften damit in den kommenden Monaten und Jahren für alle Beteiligten spannend werden – viele Gewohnheiten und Routinen stehen zur Debatte, viele neue Argumente müssen bedacht werden. Maximale Transparenz ist in dieser Umbruch-Situation für alle Beteiligten hilfreich, damit nicht der Eindruck von Willkür und Ungerechtigkeit entsteht. Einheitliche und nachvollziehbare Regeln, die für alle gleichermaßen gelten, sind wichtig. Google etwa bietet seinen Mitarbeitern ein Work-Location-Tool an: Einen eigenen, digitalen Lohnrechner, mit dem Angestellte für sich selbst kalkulieren können: Was verdiene ich, wenn ich in einen anderen Bundesstaat umziehe? Mit welcher Gehaltskürzung muss ich rechnen, wenn ich in eine Region mit niedrigeren Lebenshaltungskosten ziehe, statt in der Nähe des Firmensitzes zu wohnen, wo die Mieten sehr hoch sind? So kann sich jeder Mitarbeitende selbst ein Bild davon machen, wie das Unternehmen seine Entlohnung kalkuliert.
Eine gezielte Lohnstrategie kann Firmen so auch dabei helfen, ihre Arbeitsplatzkultur an das „New Normal“ der Arbeitswelt mit Remote-Arbeit und hybriden Arbeitskonstellationen anzupassen. Unternehmen, die sich wünschen, dass ihre Mitarbeiter möglichst oft vor Ort in der Firmenzentrale arbeiten, können den Lohn zum Beispiel strategisch als Druckmittel einsetzen: Etwa, indem Prämien und Lohnerhöhungen an eine bestimmte Zahl von Präsenztagen im Büro und damit an einen Wohnsitz in der Nähe geknüpft werden. Andere Unternehmen, die zum Beispiel in Zukunft Kosten für die Anmietung von Büroraum lieber sparen wollen, könnten hingegen Mitarbeiter mit speziellen Prämien oder Zuschüssen zur Einrichtung eines Heimbüros in Richtung Remote-Work drängen. „Welche Lohnstrategie für ein Unternehmen sinnvoll ist, ist dabei sehr individuell“, sagt Lohncheck-Experte Tobias Egli. „Grundvoraussetzung für jede neue strategische Ausrichtung muss es aber sein, sich zunächst einen Überblick zu verschaffen über die bestehenden Lohnstrukturen.“ Das gilt sowohl für interne Gehälter als auch für die Gehaltsniveaus an verschiedenen Standorten innerhalb und ausserhalb der Schweiz, die für Arbeitnehmer als Wohn- und Arbeitsort attraktiv sein könnten.
Einen eigenen, internen Work-Location-Rechner zu programmieren wie der Internetkonzern aus dem Silicon Valley, das dürfte dabei für die wenigsten Unternehmen eine Option sein. Das muss aber kein Nachteil sein – zumal Mitarbeiter einem vom eigenen Arbeitgeber programmierten Werkzeug womöglich ohnehin eher skeptisch gegenüberstehen. Mit modernen, KI-gestützten Tools wie Lohncheck Pro , die auf eine neutrale, externe Datenbank mit Lohndaten zugreifen, werden die notwendigen Analysen und Auswertungen aber auch für kleinere und mittelständische Unternehmen per Knopfdruck möglich.
Lohncheck Pro erstellt für Arbeitgeber einen interaktiven Report, der alle Löhne gegen den Markt und innerhalb der Teams vergleicht. „Arbeitnehmer fordern zu Recht Lohnfairness und Transparenz ein“, sagt Lohncheck-Experte Egli. „Und auch die Unternehmen profitieren, wenn sie die Lohninformationen gezielt und strategisch einsetzen, um ein attraktives Arbeitsumfeld für alle im New Normal zu schaffen.“