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Gehalts-Booster Weiterbildung?

Autor: Sarah Sommer / am

Wer viel Zeit, Geld und Mühe in eine Weiterbildung oder ein Doktorat steckt, will meist, dass sich das auch gehaltsmässig auszahlt. Das ist aber nicht in allen Positionen und Branchen der Fall.

Weiterbildung

Die Karriere stockt, die Anforderungen im Job steigen, ehrgeizige Kollegen schnappen sich die interessanten Aufgaben und Posten, und ein höheres Gehalt muss sowieso dringend einmal her – da hilft meist nur noch eins: eine Weiterbildung. Denn klar ist: Wer beruflich vorankommen will, muss heute sein ganzes Berufsleben lang immer weiter dazulernen, auch durch Kurse, Seminare, Workshops und Schulungen. Aber wann zahlt sich eine Weiterbildung auch wirklich auf dem Lohnzettel aus?

Fach-Seminare, mehrwöchige Workshops und monate- oder gar jahrelange Schulungen neben dem Job kosten wertvolle Freizeit, Nerven und, wenn es ein gutes Seminar sein soll, meist auch viel Geld. Trotz solcher Bedenken bildet sich rund ein Drittel der Schweizer regelmässig beruflich weiter. Dabei gilt: Je höher der Bildungsgrad, desto häufiger bilden sich Angestellte fort. Am beliebtesten sind Seminare aus dem Bereich „Arbeit und Wirtschaft“, „Wissenschaft und Technik“ und „Gesundheit“. Rund 92 Prozent der Schweizer sind dabei der Meinung: Es liegt in der Verantwortung jedes Einzelnen, seine beruflichen Kompetenzen und Fertigkeiten auf dem neusten Stand zu halten, zeigt eine aktuelle Studie der Personalberatung Randstad. Gut drei Viertel (76 Prozent) der Befragten sind der Ansicht, sie bräuchten mehr Schulungen und Trainings. Mit 77 Prozent ist eine überwiegende Mehrheit der Schweizer Arbeitnehmer bereit, selbst für Workshops und Seminare zu zahlen.

Viele der lernwilligen Angestellten machen dabei eine einfache Rechnung auf: Mehr Qualifikation gleich mehr Gehalt. Grundsätzlich gibt ihnen die Statistik recht: Eine Weiterbildung kann durchschnittlich zu einer Lohnsteigerung von etwa fünf bis sechs Prozent führen – so rechnet es das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) vor. Allerdings hängt die Antwort auf die Frage, ob und wie viel mehr Geld ein Arbeitnehmer nach einer Weiterbildung tatsächlich erwarten kann, von mehreren Faktoren ab.

Wer wissen will, ob sich die Investition in eine Weiterbildung rechnet, muss eine realistische Kosten-Nutzen-Rechnung aufmachen. Wie hoch sind Kurs- und Prüfungsgebühren, was kosten die Arbeitsmaterialien? Finden Kurse abends und am Wochenende statt, oder müssen Teilnehmer Urlaubstage für die Weiterbildung verbrauchen, womöglich zusätzlich unbezahlten Urlaub nehmen? Ein Sprachkurs über wenige Wochen kostet vielleicht vergleichsweise wenig Geld und Zeit – führt aber wohl auch selten zu einer Gehaltserhöhung. Hingegen können aufwändigere Fach-Seminare zwar tatsächlich den eigenen Marktwert erhöhen – das nötige Investment ist dabei aber eben auch deutlich höher. Ist die erhoffte Lohnerhöhung nach der Weiterbildung hoch genug, um diese Investition wieder einzuspielen?

„Arbeitnehmer sollten sich klar machen: In aller Regel führt eine Weiterbildung nicht direkt zu einer Lohnerhöhung“, sagt Lohncheck-Chef Tobias Egli. „Das funktioniert nur auf einem Umweg: Indem man sich durch die Weiterbildung für anspruchsvollere Aufgaben und Funktionen empfiehlt, etwa Führungsaufgaben übernimmt“, erklärt er. „Oder wenn man nach der Weiterbildung leichter das Unternehmen und die Branche wechseln kann zu einem Arbeitgeber, der bereit ist, für die neu erworbene Qualifikation entsprechend zu zahlen.“

Will heissen: Wer nach einer Weiterbildung weiter im selben Job in derselben Branche mit den gleichen Aufgaben arbeitet, der bekommt in aller Regel nicht mehr Lohn. Daher sollten Angestellte immer das Gespräch mit ihrem Chef suchen, schon bevor sie Zeit und Geld in ein Seminar oder einen Workshop investieren. Unterstützt der Chef die geplante Weiterbildung und sieht darin einen Mehrwert für das Unternehmen, stehen die Chancen auf eine anschliessende Gehaltserhöhung gut. Positiver Nebeneffekt: Womöglich übernimmt der Chef gleich auch noch einen Teil der Weiterbildungskosten. Eine Studie des Bundesamtes für Statistik zeigt, dass Unternehmen rund 44 Prozent der Weiterbildungs-Aktivitäten ihrer Mitarbeiter finanziell unterstützen.
Ob mit oder ohne Unterstützung des Arbeitgebers: Besonders gut abwägen müssen diejenigen, die sich für sehr zeitaufwändige Weiterbildungs-Projekte wie etwa ein Doktorat entscheiden, für das sie womöglich gar für eine Weile komplett aus dem Berufsleben aussteigen oder den Berufseintritt nach hinten verschieben. Wer mit einem Doktorat oder vergleichbar zeitintensiven Vollzeit-Weiterbildungen liebäugelt, muss sich fragen: Was ist in der eigenen Branche wichtiger? Ein zusätzlicher Titel oder einige Jahre mehr Erfahrung in der Praxis? Studien zeigen: Für Juristen, Ingenieure und Naturwissenschaftler zahlt sich das Doktorat in aller Regel aus – sie haben deutlich mehr auf dem Lohnzettel als Kollegen ohne Promotion. BWLer und Geisteswissenschaftler hingegen gewinnen durch den Doktortitel oft wenig mehr als Ruhm und Ehre.

Eine Ausnahme: Der berufsbegleitende und praxisbegleitende Doctor of Business Administration (DBA), den in der Schweiz einige private Universitäten anbieten und der als eine Art Karriere-Booster für berufserfahrene Manager gilt. Dafür müssen die aber auch viel Zeit und Geld in das berufsbegleitende Studium investieren: Die Studiengebühren liegen bei um die 60.000 Franken, das Doktorat dauert drei bis vier Jahre. Viele Nebenbei-Doktoranden unterschätzen offenbar, wie anstrengend eine solche langwierige und anspruchsvolle Weiterbildung ist: Die Abbrecherquoten bei DBA-Doktoranden sind wegen der Doppelbelastung durch einen anspruchsvollen Job und ein ambitioniertes Studium hoch.

Wer eine teure Weiterbildung erfolglos abbricht, weil der Stressfaktor dann doch höher ist als gedacht und die Motivation fehlt, hat am Ende nichts gewonnen. Bevor man eine Weiterbildung startet, gehört daher neben dem Gespräch mit dem Chef auch ein realistischer Blick auf die eigenen Ziele und Ressourcen dazu: Ist es die Gehaltserhöhung wirklich wert, über Wochen, Monate oder Jahre weniger Zeit für Familie und Freunde zu haben? „Im Idealfall sollten Angestellte sich für eine Weiterbildung entscheiden, die nicht nur mehr Gehalt verspricht – sondern die sie auch inhaltlich spannend finden“, rät Egli. Dann fällt es nämlich leichter, Schulungen und Kurse motiviert und erfolgreich abzuschliessen.

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